Webasto Air Top 2000 STC
Wenn im Herbst das Laub von den Bäumen fällt und die Tage kürzer werden, fallen auch die Temperaturen oftmals rapide ab. Besonders nachts kann es dann ziemlich kühl werden.
Ausflüge mit einem Camper sind dann nur mit einem genauen Studium des Wetterberichts möglich.
Die Auswahl der Ausflugsziele wird dadurch stark eingeschränkt. Mit dem Defender „Sir Henry“ möchte ich diese Einschränkungen nicht mehr hinnehmen. Deshalb werde ich im Geländewagen eine Standheizung einbauen.
Nach einer gründlichen Recherche habe ich mich für eine „Diesel-Luftstandheizung“ entschieden, die sowohl im Innenraum als auch unterflur verbaut werden kann. Da der Defender eventuell auch für Wasserdurchfahrten verwendet wird, werde ich die Standheizung im Fahrzeuginneren unterbringen. Ich habe mich für die „Webasto Air Top 2000 STC“* entschieden, da sie mit dem richtigen Bedienelement auch in Höhenlagen über 2000m ü. NN. funktionsfähig bleiben soll.
Tankentnehmer
Neben der Entscheidung für einen Hersteller und für ein Heizgerät, steht die schwere Frage des Tankentnehmers im Raum. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Treibstoff für die Standheizung aus dem Tank zu entnehmen. Bei meinen Nachforschungen bin ich auf einige Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten gestoßen. Diese möchte ich natürlich nicht für mich behalten. Deshalb habe ich drei der möglichen Varianten etwas genauer unter die Lupe genommen.
Variante 1: Entnahme am Einfüllstutzen:
Für den Defender gibt es bei Nakatanenga ein Einbaukit**, welches die Entnahme direkt durch den Einfüllstutzen am Tank ermöglicht. Dabei kann der Tank im Fahrzeug bleiben, ein Ausbau ist nicht nötig.
Wie funktioniert der Einbau?
Der Einfüllstutzen wird aufgetrennt und der Tankentnehmer mit zwei Schlauchschellen zwischen den beiden Enden eingebaut. Der Einbau geht schnell, ist unkompliziert und bei Problemen ist der Tankentnehmer schnell und einfach zu erreichen. Damit ist das Einbauteil von Nakatanenga eine wirklich interessante Alternative. In meinen Augen liegt der größte Nachteil in der schlechten Kontrollmöglichkeit, wie weit das Röhrchen zum Tankboden reicht. Wenn das Röhrchen mehrere Zentimeter über dem Tankboden enden würde, wird die Entnahme zum Lotteriespiel. Selbst bei einem 1/3 gefüllten Fahrzeugtank könnte die Standheizung den Betrieb einstellen. In einer eisigen Nacht wäre das sicherlich alles andere als erfreulich.
Variante 2: Entnahme durch die Tankleitung
Eine weitere Möglichkeit ist die Entnahme des Treibstoffs über die Tankleitung. Dabei wird die Leitung gekappt und ein T-Stück eingebaut. An diesem T-Stück wird die Leitung zur Dieselpumpe angeschlossen. Der Arbeitsaufwand dürfte dem Tankentnehmer von Nakatanenga ähnlich sein. Dabei wird zwischen Vor- und Rücklaufleitung unterschieden. Ich habe mehrere Umbauten gesehen, die diese Technik verwendet haben und sie scheint durchaus gut zu funktionieren. In diversen Foren wird ähnlich wie beim Tankentnehmer von Nakatanenga die nicht kontrollierbare Entnahme kritisiert.
Variante 3: Entnahme durch Tankarmatur
Die letzte und von den meisten Herstellern empfohlene Variante ist die direkte Entnahme aus dem Tank. Dazu wird der sogenannte „Tankentnehmer“, bestehend aus einem dünnen Röhrchen, einer Dichtung und einer Schraube, durch die Tankarmatur in den Tank eingeführt. Das klingt jetzt erstmal gar nicht so kompliziert oder?
Das Problem bei dieser Variante besteht darin, dass die Tankarmatur auf der Oberseite des Fahrzeugtanks sitzt. Um diese Armatur zu erreichen muss entweder der Tank ausgebaut werden oder ein Loch in den Fahrzeugboden gesägt werden. Für die meisten von uns scheidet der Gedanke an ein Loch im Fahrzeugboden zügig aus, dabei hätte eine Revisionsklappe an dieser Stelle durchaus Vorteile. Mit dem Ausbau des Tanks alleine ist es allerdings noch nicht getan. Da bei den Arbeiten keine Teile oder Schmutz in den Tank fallen sollten, muss die Armatur ausgebaut werden bevor der Bohrer angesetzt werden kann. Die ganze Sache klingt ziemlich anstrengend und als Laie auch sehr kompliziert. Wieso sollte ich also diese Variante wählen, wenn die anderen beiden doch deutlich einfacher umzusetzen sind?
Der Vorteil dieser Methode liegt in der Kontrollierbarkeit der Treibstoffentnahme. Durch Kürzen des Röhrchens vom Tankentnehmer bis zum Tankboden oder ein paar Zentimeter darüber, kann ziemlich genau bestimmt werden, wie lange die Standheizung läuft bzw. wieviel Treibstoff im Tank bleiben soll, um den Motor starten zu können. Dieser Vorteil im Vergleich zu den beiden anderen Varianten hat mich veranlasst, dass ich mich dem Aufwand des Tankausbaus stelle.
Da ich immer gerne neue Dinge dazulerne, ist der Aus- und Einbau des Tanks wieder einmal eine schöne neue Herausforderung.
Funktion der Diesel – Luftstandheizung
Bevor ich mit dem Einbau beginne, möchte ich noch kurz die Funktionsweise einer Luftstandheizung vereinfach erläutern. Die Standheizung besteht im Grunde aus drei Bauteilen. Die erste Komponente ist der Tankentnehmer, welcher den Brennstoff, – wie der Name schon sagt – aus dem Tank entnimmt. Gefördert und zur Brennkammer gepumpt wird der Treibstoff durch die Dieselpumpe. Die Verbrennung und damit die Erwärmung der Luft sowie die elektrische Steuerung findet dann im Heizgerät statt.
Durch die Verbrennung des Diesels entsteht Wärme. Die Standheizung saugt im Innenraum Luft an, führt diese an der Brennkammer vorbei und dadurch wird die Luft erwärmt. Auf der anderen Seite des Geräts strömt die warme Luft wieder aus. Das Transportmedium ist in meinem Fall die Luft und wir können hier von einem Umluft-System sprechen. Die Brennkammer wird mit Frischluft von außen versorgt. Die Abgase, die bei der Verbrennung entstehen, werden auf direktem Weg nach draußen geleitet. Eine Dichtung zwischen Blech und Heizgerät soll das Austreten von Abgasen in den Innenraum verhindern. Die Elektronik für die Dieselpumpe wird durch die Öffnung der Frischluftansaugung nach außen geführt.
Aus technischer Sicht ist dieser Verbrennungsvorgang natürlich komplexer, aber um grob das System zu verstehen, hoffe ich, dass die Erläuterung ausreichend ist.
Jetzt habe ich viel über Theorie geschrieben und hoffe ihr seid jetzt genauso gespannt auf die Praxis wie ich! Deshalb legen wir jetzt auch direkt los.
Tank entleeren:
Gestern Abend habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben geärgert, dass mein Auto so wenig Sprit verbraucht. Eine Stunde bin ich in der Dämmerung durch die Gegend gefahren, aber die Tanknadel wollte einfach nicht weiter nach unten sinken. Immerhin habe ich es geschafft die Tanknadel in den unteren Bereich zu drücken. Trotzdem ist noch reichlich Sprit im Tank, so dass wir ihn entleeren müssen. Dazu stellen wir Kanister und einen Eimer neben das Auto und legen einen Schlauch in die Tanköffnung. Anschließend ziehen wir Luft durch den Schlauch an und der Sprit läuft flüssig in den Kanister. Wie groß der Tank des Geländewagens ist, merken wir als nach 45 Minuten immer noch Diesel durch den schmalen Schlauch läuft und wir mittlerweile das dritte Gefäß gefüllt haben.
Als nichts mehr aus dem Schlauch herauskommt, starten wir die Zündung und sogleich ertönt das Warnsignal, welches einen leeren Tank ankündigt. Bevor wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen können, klemmen wir noch die Batterie ab.
Tank ausbauen:
Wie in der Einleitung des Berichts beschrieben, müssen wir, um den Tankentnehmer in der Tankarmatur platzieren zu können, den kompletten Tank ausbauen.
Zuerst müssen wir den Füllstutzen trennen. Die Verbindung besteht lediglich aus einer Schlauchschelle und die ist in wenigen Minuten abmontiert. Danach stülpen wir direkt eine Tüte mit einem Gummiband über die Tanköffnung, damit kein Schmutz in diese Öffnung gelangen kann.
Anschließend lösen wir die beiden Schrauben, welche durch die Hecktraverse geschraubt sind und die Stahlplatte unter dem Tank halten. Diese Stahlplatte ist nicht nur Unterbodenschutz für den Treibstoffbehälter, sondern auch die einzige Befestigung des Tanks. An der Vorderseite der Stahlplatte befinden sich zwei weitere Schrauben. Bevor diese gelöst werden, sollte die Stahlplatte „unterbaut“ sein.
Wir benutzen hierfür einen Getriebeheber. Sind die vier Schrauben erst mal gelöst, kann der Tank nach vorne geschoben und anschließend abgesenkt werden. So viel zur Theorie, in der Praxis haben wir doch eine ganze Zeitlang gebraucht, um den Tank aus der engen Lücke zu bekommen. Beim Absenken merken wir, dass die Querstreben der Anhängerkupplung im Weg sind. Wieder vier Schrauben, die entfernt werden müssen. Der Arbeitsschritt des Tankabsenkens erfordert viel Geduld. Bevor wir den Treibstoffbehälter weit genug nach unten bekommen, um die Armatur zu erreichen, muss die Schlauchschelle der Tankentlüftung entfernt werden. Diese Stelle ist kompliziert zu erreichen und wir müssen uns auf unseren Tastsinn verlassen. Wir sind erleichtert als die Schelle endlich nachgibt.
Jetzt müssen wir zuerst wieder die Öffnung mit einer Tüte verschließen. Anschließend kann der Tank weiter abgesenkt werden. Jetzt sehen wir endlich die weiße Armatur. Durch diese gehen Vor- und Rücklaufleitung in den Tank und ein Stecker versorgt die Pumpe mit Strom. Die drei Komponenten sind schnell entfernt und der Plastikkörper ist frei.
Tankarmatur ausbauen:
Bevor wir die Tankarmatur entfernen, säubern wir den gesamten Plastiktank. Beim Öffnen der Armatur sollte kein Dreck durch die Öffnung gelangen können. Nachdem wir eine zeitlang gesaugt, gewischt und mit Druckluft gearbeitet haben, ist der Brennstoffbehälter sauber. Die Tankarmatur wird durch einen großen Gewindering gehalten, welcher durch Drehen von der Öffnung gelöst werden kann. Mit Schraubenzieher, Hammer und mehreren gezielten Schlägen lässt sich dieser Ring Stück für Stück drehen.
Ist die Haltevorrichtung gelöst, kann die Armatur herausgenommen werden. Zum Glück haben wir genug Papiertücher griffbereit, denn ein Rest Diesel hängt immer noch in der Pumpe. Da ich zum ersten Mal eine Tankarmatur in der Hand halte, muss ich das gute Stück erst mal genau inspizieren. Dabei fällt auf, dass sie sich durch Druck über eine Feder komprimieren lässt. Diese Funktion ist wichtig, denn wir müssen es bei der Bemessung des Tankentnehmers berücksichtigen.
Jetzt müssen wir noch einen Platz für die Bohrung finden, um das Röhrchen in den Treibstoffbehälter zu führen. Viel Platz gibt es nicht und so wird uns die Entscheidung leicht gemacht. Während Philipp das Röhrchen vorsichtig in der Werkbank kürzt, bohre ich das Loch in die Armatur.
Eine Mutter und ein Dichtungsring helfen das Rohr an seiner Position zu fixieren. Anschließend wird die Dieselleitung angeschlossen und mit Schlauchschellen gesichert.
Jetzt kann der Tank wieder eingebaut werden. Das Vorgehen entspricht dem Ausbau nur in umgekehrter Reihenfolge.
Dieselpumpe anschließen
Ich positioniere die Dieselpumpe im hinteren Radkasten. Verschraubt wird sie mit der Gummihalterung am Fahrzeugrahmen. Die Pumpe sollte möglichst nah am Tank montiert werden. In der Anleitung wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass die Pumpe in einem bestimmten Winkel montiert werden soll, in meinem Fall zwischen 15 – 90°.
Im zweiten Schritt müssen wir die Dieselleitung mit der Pumpe verbinden. Webasto liefert hier für die Verbindung zwei Varianten: gerade und 90°-Winkel. Ich empfehle die rechtwinklige Verbindung, da es wesentlich einfacher ist, Luftblasen zu vermeiden. Nachdem alle vier Schlauchschellen festgezogen sind, wird der Stecker für die Stromversorgung eingesteckt. Mit der Crimp-Zange müssen zuvor die beiden Kabelenden miteinander und zusätzlich mit dem mitgelieferten Stecker verbunden werden.
Heizgerät montieren
Das Heizgerät wird im Innenraum verbaut. Das Umluftsystem benötigt einige Bohrungen, die wir mit einem Kegelbohrer* herstellen. Ich positioniere das Heizgerät direkt hinter der Bordwand. Wenn es funktioniert, möchte ich die Luftansaugung mit einem Schlauch durch die Bordwand realisieren. Das wird allerdings in einem späteren Arbeitsschritt erfolgen.
Wir positionieren die mitgelieferte Bohrschablone. Später werden wir feststellen, dass wir die Schablone nicht exakt gerade ausgerichtet haben, aber das ist sicherlich der späten Uhrzeit von halb 2 nachts geschuldet.
Die Bohrlöcher bepinseln wir mit Primer*.
Wir wollen es heute unbedingt hinbekommen die Standheizung einzubauen. Der Aus- und Einbau des Tanks hat viel Zeit und Energie gekostet. Um 3 Uhr in der Nacht haben wir das Heizgerät positioniert und die Schrauben festgezogen. Unter dem Defender haben wir das Abgasrohr und die Frischluftversorgung montiert. Die Öffnung sollte dabei nicht in Fahrtrichtung zeigen. Wir sind beide mittlerweile furchtbar müde. Immerhin werkeln wir seit 9 Uhr in der Früh am Fahrzeug. Nachdem alles verkabelt ist, lassen wir uns allerdings einen kurzen Test nicht nehmen.
Der Lüfter läuft sauber, warm wird es jedoch nicht. Die Dieselpumpe befördert den Diesel nicht oder nur unzureichend zum Heizgerät. Heute haben wir keine Kraft mehr uns diesem Problem zu stellen.
Auf der Suche nach dem Fehler
Am nächsten Morgen bin ich ein wenig erholt und habe wieder die nötigen Nerven mich auf die Suche nach dem Fehler zu begeben. Zuerst untersuche ich das einfache Bedienelement, welches wir am Vorabend angeschlossen haben. Hier haben wir den ersten Fehler gemacht, denn der Drehschalter ist nicht richtig zusammengebaut. Das Problem ist schnell gelöst.
Das alleine kann aber nicht für die fehlende Heißluft verantwortlich sein. Das Problem muss irgendwo in der Dieselleitung liegen. Ich schalte die Heizung ein und lege mich unter das Auto. Der Sprit läuft sauber bis zur Dieselpumpe. Das leise Klicken verrät, dass die Pumpe auch ihrer Aufgabe nachgeht und Diesel befördert. Nach der Pumpe sind allerdings Luftblasen in der Leitung zu sehen. Das sollte eigentlich nicht sein. Ich habe an dieser Stelle die Dieselleitung mit einem geraden Adapterschlauch an die Pumpe angeschlossen. Trifft die Dieselleitung nicht direkt auf die Mündung der Dieselpumpe können sich hier scheinbar Luftblasen bilden. Ich tausche das gerade Stück gegen einen 90° Winkel. Beim 90° Winkel darf laut Anleitung Luftraum zwischen den beiden Verbindungsstücken sein. Nach dem Tausch kann ich dem Diesel zuschauen wie er Schritt für Schritt auf das Heizgerät zuläuft. Nachdem der Treibstoff das Heizgerät erreicht hat, strömt warme Luft aus. Jetzt funktioniert die Heizung endlich. In der Abgasleitung habe ich aufgrund einer fehlenden Befestigungsmöglichkeit den Schalldämpfer weggelassen. Wenn ich allerdings neben dem Auto stehe, wünsche ich mir den Schalldämpfer wegen der Geräuschkulisse. Diesen werde ich die nächsten Wochen nachrüsten.
Mit der Standheizung ist wieder ein großer Schritt in Richtung Innenausbau geschafft.
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Hallo Alex,
vielen Dank für dein Feedback.
Direkt unter der Standheizung habe ich nicht gedämmt, da dort eine Dichtungsscheibe sitzt die verhindern soll das die Abgase ins Fahrzeug innere gelangen können. (Wird mitgeliefert)
Ich hatte zuerst geplant die Standheizung längs zur Fahrtrichtung unterzubringen und jetzt sitzt sie quer hinter der Bordwand. Das hat zum einen den Grund, das ich die Ansaugung der Frischluft sowie auch einen Schlauch der Warmluft durch die Bordwand lege. Vorteil bei der Ansaugung: Ich kann mit einer Schlauchverlängerung und einem Lüftungsgitter im Fenster Beifahrerseite die Luft direkt von draußen anziehen. Ich habe mehrfach gelesen das soll gegen Kondensbildung im Fahrzeug helfen, getestet habe ich es noch nicht. Einen der beiden Warmluftschläuche lege ich ebenfalls durch die Bordwand um ihn dann nach oben in die Küchenzeile verziehen zu können. Das wäre anders nicht möglich, da meine Sitzbänke direkt auf den Radkästen sitzen.
Die Kühlbox wird bei mir in die Küchenzeile integriert.
Ich hoffe das hilft dir weiter.
Beste Grüße
Nick
endlos-freisein