Hi, ich bin Nick und reise seit vielen Jahren mit meinem selbstausgebauten Land Rover Defender durch Europa. Auf der diesjährigen Tour erfülle ich mir einen Lebenstraum und reise nach und durch Norwegen, die erste Etappe dieser Reise ist allerdings der Norden von Dänemark (Nordjütland).
Ich sitze gerade an einem Fensterplatz in einem Café auf der Fähre von Hirtshals (Dänemark) nach Kristiansand (Norwegen). Beim Blick durch die große Glasfront erstreckt sich die endlose Weite des Meeres. Es ist kein Land in Sicht, nur Wellen, Wasser und am Horizont im gleisenden Sonnenlicht verschwindet Stück für Stück ein Containerschiff.
Ich nutze die ruhigen Stunden der Überfahrt, um meine verblüffenden Eindrücke der letzten Tage in Nord-Dänemark, der Region Nordjütland für euch niederzuschreiben. Eigentlich hatte ich nur ein paar Tage als „Puffer“ für die Fährüberfahrt eingeplant. Die Anreise mit einem letzten Zwischenstopp in Flensburg am Yachthafen verlief von Anfang an reibungslos und dadurch hatte ich drei volle Tage, um Nordjütland kennenzulernen.
Ich kann euch nur empfehlen, dass ihr euch ein paar Tage Zeit nehmt hier oben, denn es gibt unglaublich viel zu entdecken und zu bestaunen.
3 dieser zauberhaften Orte in Dänemark möchte ich euch in diesem Artikel vorstellen!
1. Rubjerg Knude & Rubjerg Knude Fyr
2. Furreby Küstenbatterie – Løkken (Dänemark)
3. Tornby Strand – Autostrand
Rubjerg Knude & Rubjerg Knude Fyr
Ich beginne den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück auf dem Campingplatz „Tornby Strand Camping“. Nach ein paar frisch belegten Broten und einer großen Tasse Kaffee starte ich den Defender und fahre durch den sandigen Boden des hervorragend ausgestatteten Campingplatzes in Richtung Küstenstraße. Vorbei an den typisch dänischen Holzhäusern, Getreidefeldern und einigen alten aber gepflegten Windmühlen, fahre ich heute ein Stück südwärts. Hier soll es eine der größten Wanderdünen Europas geben und mitten in dieser Düne befindet sich angeblich ein begehbarer Leuchtturm mit einer sehr „bewegten“ Geschichte.
Ich folge dem Navi und den Schildern vor Ort. Auf einer Wiese ist ein Parkplatz ausgewiesen. Es stehen bereits ein paar andere Camper hier. Der Parkplatz hat keine Schranke und es kommt auch niemand zum Kassieren. Von hier aus beginnt ein kleiner unscheinbarer Feldweg in Richtung Küstenlinie. Die ersten 100m sind unspektakulär, der Weg nimmt noch einige Windungen und dann sehe ich schon die gigantische Düne „Rubjerg Knude“.
Der helle Sand erhebt sich wie ein Berg aus der eigentlichen grünen Landschaft. Je näher ich der Düne komme, umso beschwerlicher wird der Weg. Der Sand wird weicher, die Schritte schwerer und bereits auf den ersten Metern durch den Sand brennt die Sonne erbarmungslos von oben herab. Jetzt beginnt der Anstieg und bei jedem dritten Schritt vorwärts geht es im tiefen weichen Sand einen Schritt zurück. In einer Art „Mulde“ erklimmt der Wanderer die Düne, in deren Mitte sich der Leuchtturm „Rubjerg Knude Fyr“ befindet.
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Schon nach wenigen Minuten in der Düne ist es egal, wohin die Augen schweifen, überall ist Sand. Ich stapfe zuerst am Leuchtturm vorbei, um am Ende der Düne die Steilküste zu bewundern, die hier ca. 50 m tief in die Nordsee abfällt. Die Erosion trägt hier jedes Jahr einige Meter der Küste ab und so kam es auch, dass der Leuchtturm 2019 um ca. 70 m vom ursprünglichen Standort aufwendig versetzt wurde, um ihn auch weiterhin für Besucher offenhalten zu können. Der Leuchtturm wurde ca. 1900 erbaut, damals war die Düne am Meer gerade einmal 2m hoch. Die Wanderdüne sollte in den nachfolgenden 100 Jahren allerdings so gewaltig zulegen, dass die einstigen Nebengebäude des Leuchtturms verschüttet und teilweise auch demontiert wurden.
Die Düne ist wirklich beeindruckend und bevor ich mich noch etwas in der Düne frei bewegen werde, erklimme ich über eine „durchsichtige“ Stahlwendeltreppe die Spitze des Leuchtturms. Von hier oben ergibt sich ein fantastischer Blick hinaus aufs Meer und auch die gigantischen Abmessungen der Düne werden hier ersichtlich. Einige Romantiker haben ihre ewige Liebe hier oben mit einem eisernen Schloss am Stahlgerüst des Leuchtturms verankert.
Zurück im Dünensand durchwandere ich ein paar kleinere Sanddünen und durchstreife die ein oder andere Mulde. Schon nach wenigen Minuten bin ich so weit vom Hauptpfad entfernt, dass ich außer dem Pfeifen des Windes nichts mehr höre. Es ist still und um mich herum ist nur noch Sand. So muss es sich also anfühlen, mitten in der Wüste zu sein.
Diese Düne, die mit bis zu 100m Höhe eine der größten Wanderdünen Europas ist, hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich definitiv wieder nach Nord-Dänemark kommen werde. Der Leuchtturm rundet den Besuch ab, denn er ermöglicht den Überblick über die gigantischen Abmessungen dieses riesigen Sandhügels.
Besonders für Hobby-Fotografen gibt es hier tolle Möglichkeiten mit den Perspektiven und dem „Lost“ Gefühl in der Düne zu spielen.
Furreby Küstenbatterie – Løkken (Dänemark)
Am folgenden Tag fahre ich die Küstenstraße noch etwas weiter nach Süden. Auf Google Maps habe ich am Vorabend bei der Ortschaft „Løkken“ etwas entdeckt, was mein Herz als Ingenieur- und Geschichtsbegeisterter höher schlagen lässt.
Das Navi schickt mich durch eine Ferienhaussiedlung in den Dünen hinter der Küstenlinie, einen ausgewiesen Parkplatz gibt es nicht. Irgendwann finde ich eine Straße, an deren Rand ich den Defender abstellen kann. Ich kann mir hier hinter der großen Küstendüne noch gar nicht vorstellen, was sich auf der anderen Seite verbirgt. Zuerst suche ich einen Weg durch die Dünen, um an den Strand auf der anderen Seite zu gelangen.Wieder geht es durch tiefen Sand. Auf dem höchsten Punkt angekommen, traue ich meinen Augen nicht.
Vor mir erstreckt sich ein Strand, der an die Filmszenen aus Soldat James Ryan erinnert. Gewaltige Betonbunker liegen hier ca. 20-30 m weiter unten am Strand verteilt. Teilweise sind es Stahlbeton-Kolosse in der Größe von einem Einfamilienhaus.
Ich rutsche den weichen Sand der Düne hinunter und bewege mich staunend durch die völlig absurde Kulisse aus Traumstrand mit strahlend blauem Wasser auf der einen und grauen schweren Betonbunkern auf der anderen Seite. Die Bunker gehören zum gigantischen Atlantikwall der Nazis, die mit dieser Anlage die Küste des besetzten Dänemarks vor einem Angriff schützen wollten. Unweigerlich drängt sich mir die Frage nach der taktischen Lage der Bunker unten am Strand auf: Wäre es nicht viel sinnvoller, die Bunker oben auf der Düne zu bauen, um eine größere Reichweite mit den Geschützen zu erzielen?
Tatsächlich gibt es eine von der Sonne verblasste Tafel, die diese Frage beantwortet. Die Bunker wurden einst oben auf der Düne bzw. der Küstenlinie gebaut. Die Erosion hat in den letzten 70 Jahren allerdings genauso an den Bunkern wie zuvor am Leuchtturm genagt. Stück für Stück sind die gigantischen Betonkolosse so von der Düne an den Strand gefallen und liegen seitdem hier. Einige sind bereits vom Meer verschluckt und die übrigen werden mit dem Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten das gleiche Schicksal erfahren.
Die gesamte Anlage ist frei zugänglich, über eine kleine Brücke vom Autostrand ist der Strandabschnitt sogar mit dem Fahrzeug erreichbar. Die Furreby Küstenbatterie in Nordjütland ist für Lost Places Fans ein riesiger Abenteuerspielplatz. Auf eigene Gefahr kann man, so scheint es zumindest, in die Bunker vordringen und sich auch auf den Bunkern bewegen. Teilweise stehen die Tunnel und Öffnungen allerdings voll mit Meerwasser.
Die ganze Kulisse an diesem Ort ist erschreckend, schaurig und schön zugleich. Die grauen Betonwürfel mit rostigen Bewehrungseisen, Schießscharten und dem wehrhaften Charakter werden von Sonnentouristen, die mit dem Liegestuhl und buntem Sonnenschirm zwischen den Betonblöcken sitzen, zivilisiert und für etwas schönes genutzt. Es erinnert mich an einen Gewehrlauf, in dem vorne eine bunte Blume steckt.
Ich kann diesen Ort bedingungslos empfehlen. Stundenlang kann hier entdeckt, geforscht und gleichzeitig genossen werden. Wer sich für die Geschichte des zweiten Weltkriegs, Ingenieurwesen und Orten mit einer besonderen Aura interessiert ist hier goldrichtig. Vergesst auf keinen Fall eine frische Speicherkarte in die Kamera zu packen, hier bekommt ihr so viele geniale Motive, dass diese garantiert voll wird.
Tornby – Autostrand (Dänemark)
Erfahrenen Dänemark-Reisenden ist es sicherlich bekannt, dass besonders auf der Nordseeseite viele Strände als sogenannte „Autostrände“ mit dem Fahrzeug befahren werden können. Für mich, der zum ersten Mal mit dem Camper nördlich von Deutschland unterwegs ist, ergab sich beim ersten Anblick des Strandes ein surreales Bild. Der Strand ist bei Tornby von der Wasserlinie bis zur Düne vielleicht 40-50m breit. In 2-3 Reihen stehen die Fahrzeuge hier am Strand. Zwischen den Autos, liegen die Badegäste mit ihrem Handtuch und Sonnenschirm.
Am letzten Tag bevor die Fähre nach Norwegen geht, nutze ich die Chance und fahre mit meinem Defender Henry die schmale Straße in Richtung „Autostrand“ Tornby. Die mehrere Meter hohe Düne trennt die Agrarlandschaft vom Strand. Eine ca. 10m breite Öffnung in der Düne ist die Einfahrt auf den Autostrand.
Je nach Abenteuerlust und Ausstattung des Fahrzeugs gibt es hier keine Grenzen. Kilometerlang kann man am Strand entlang fahren. Da ich alleine bin und nur zwei Bergeboards dabei habe und auch keinen Kompressor, um den Luftdruck anzupassen, fahre ich nicht ganz so weit am Strand entlang.
Ich finde an der Dünenseite ein ruhiges Plätzchen mit freiem Meerblick und packe meine Strandmatte aus. Es bringt einige Vorteile mit sich, den Camper am Strand dabei zu haben: Die Kühlbox* mit kühlen Getränken ist griffbereit, der Gaskocher* zum Kaffeekochen ist jederzeit einsatzbereit und Strom vom Solarpanel** ist auch endlos verfügbar.
So verbringe ich einen gemeinsamen Tag mit meinem Defender „Sir Henry“ am Strand. Ich nutze die einzigartige Kulisse um meinem Hobby mit der Kamera nachzugehen und schieße einige Fotos vom Defender und mir, denn wer weiß ob und wann wir beide wieder zusammen an den Strand kommen.
Während ich am Strand liege und die zahlreichen Autos beobachte, frage ich mich, ob so ein Autostrand eine gute Idee für Umwelt und Natur ist oder ob hier der Mensch einfach wiedermal egoistisch seine Bequemlichkeit in den Vordergrund stellt. Viele Gedanken kreisen mir durch den Kopf, auch von Menschen mit Handicap, die so eine Möglichkeit haben trotz des tiefen Sandes den Strand zu erreichen und zu genießen. Ich denke an die Meeresbewohnern, die vielleicht ihre Eier unter dem Sand ablegen, die dann von den schweren Autoreifen zerdrückt werden. Und ich sehe das Problem von Öl-Tropfen, die eventuell so über Umwege in die empfindliche Natur kommen.
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Hervorheben muss man das Verhalten der meisten Strandbesucher, nahezu alle nutzen die kostenlosen öffentlichen Toiletten am Eingang und am Ende des Tages lag kein Müll am Strand und die großen Müllkübel an der Zufahrt waren bis zum Rand gefüllt. Ein positver Aspekt hier in Dänemark.
Ich habe keine Antwort darauf gefunden, ob der Autostrand eine gute Idee ist oder nicht, es gibt Pro und Contra. Was ist eure Meinung zum Autostrand? Schreibt das gerne mal unten in das Kommentarfeld.
Ich hoffe, wir lesen uns wieder auf der anderen Seite des Meeres, wenn das Abenteuer „mit dem Defender durch Südwest Norwegen“ beginnt.
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Du willst wissen welche anderen sehenswerten Orte ich bereits mit meinem Defender bereist habe? Dann schau unbedingt mal in meine Rubrik “Reisberichte” rein.